Aktuelles

Bruchstücke I, 19. Mai, Schwere Reiter MUSIK, München

Aufführung mit dem Ensemble BlauerReiter unter der Leitung von Armando Merino. Brygida Ochaim, Tanz und Choreographie, Komposition Reiko Füting, Text und Idee, Michael Grossmann, Konzept, polymop (Michael Grossmann und Reiko Füting).

 

Mnemosyne, Kammer 3 Münchner Kammerspiele, 13. Februar 2018,
in den Münchener Kammerspielen, Kammer 3, mit Stefan Merki und Ronja Putz.

Gesamtdauer 53 Minuten. (Trailer, 7 Minuten)  (leider geht der Ton auf mobilen Geräten nur per Kopfhörer).

Mehr zu Mnemosyne siehe: Galerie Mnemosyne

Oktober 2018, Bruchstück I und Ia in New York City

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Dresdner Fassung

Saengers Phall in Dresden fand am 13. April im projekttheater in der Dresdner Neustadt mit dem Klaviertrio elole statt.

In dieser Fassung des work in progress kam das 2. Klaviertrio von Nikolaus Brass dazu, eigens komponiert für elole, Reiko Fuetings Bis die Zeit ein Ende hat für Klaviertrio und Mezzosopran wurde als Kern ein- und weitergearbeitet.

Der Fokus der Dresdner Fassung hat die Dekonstruktion der Konzertsituation durch Text und Sprache, eingespielt per Video und live von Karina Schiewitz.

Text geschieht auch in dem Klaviertrio von Nikolaus Brass durch die Musiker.

Im Intermezzo zu Beginn des 2. Aktes, allein, wieder allein entspannt sich ein kurzer Dialog zwischen Musiker und Schauspieler.

Im 3. Akt wird der erste Teil von Bis die Zeit ein Ende hat wie schon in der New Yorker Fassung wiederholt und in der Wiederholung in Dresden nun aber tatsächlich zur Kollision zwischen Text und Sprache (Schauspielerin, Karina Schieiwtz (live) und Stefan Merki (Viedeo) ) und Klaviertrio und Mezzosporan gebracht. Wobei man den Mezzosopran gerne als Bindeglied sehen möchte, allein, es klappt nicht.

Diese Fassung zeigt, wo der weitere Verarbeitungsprozess hinführen wird:

Musik (Konzertsituation) und Lesung des kompletten Textes (fehlte in Dresden, s. Aufführung im Gasteig in München) stehen sich komplementär gegenüber, dazwischen wird Text zu Sprache und Klang, bis ins inhaltlich unverständliche kanonisiert.

Die Dresdner Fassung ging 85 Minuten, wobei ca. 50 Minuten Konzertsituation waren, ca. 12 Minuten Konzert dekonstruiert durch Sprachsituation und ca. 20 Minuten Sprache (Text) allein.

Denkt man noch die Lesung dazu (50 Minuten, in Teilen auch gestört von Sprachsituationen, s.a. Prolog) und eine erweiterte Ausarbeitung der Sprachsituationen, so kommt man am Ende auf eine Aufführungsdauer von ca 130 Minuten.

Eine musiktheatralische Hörfassung sollte nun genauso möglich sein wie eine musiktheatralische Bühnenfassung. Das konzeptionelle Material liegt vor.

Die Dresdner Aufführung in Videos unterteilt auf Grund der Größe der Datei und der Länge des Filmes. (Gefilmt wurde die letzte Hauptprobe).

 

Ton, Bild, Regie- und Textbuch

 

lesefassung_gemeinsame-striche  Lesefassung Stefan Merki

bis die zeit ein ende hat (Partitur)

Mitschnitte Lesung 22.9.2014 Gasteig / Black Box

komplette Lesung Stefan Merki

Liveaufnahme Gasteig 22.9.2014 Gasteig / Black Box

Anmerkungen zu den Videos: die Erfahrung hat gezeigt, daß im Safari das Video ohne Plugin nicht abgespielt wird.

ausführlicher erklärt

auf mehrfachen Wunsch hier folgend eine etwas ausführlichere Erklärung zu unserer inneren Architektur, sprich: Inhalt

mehrfach- kodierte Werktypen

Ein kodierter Werktyp ist z. B. Malerei: In der bildenden Kunst gibt es Codes, die zu lesen sind und die benutzt werden, um den Inhalt eines Bildes 1:1 zu übertragen. Der einfachste und bekannteste ist sicherlich die blaue Kleidung einer Frau als Mariendarstellung.

Damit wäre in einer Gruppe von Frauen die Jungfrau Maria exponiert, man muß es also nicht mehr dazu schreiben, daß die dritte von links die Jungfrau Maria ist.

Weiter führt so etwas dann z. B. als Dreiergruppe: Mutter, Frau, Kind als Heilige Familie; auch in der modernen Malerei wird dies benutzt, da es kodiert ist, also sofort erkenntlich und auch nicht gegen an gearbeitet werden kann.

Codes gibt es viele, sie werden benutzt und können komplexe Inhalte aufbauen in einem Bild, wobei für die Moderne gesagt werden muß, hier geht es um Tafelbilder oder deren Anlehnungen.

Diese Kodierung gibt es auch in der Musik, auch hier sei eine berühmte Kodierung genannt: das Dies Irae; In einem Requiem, egal wann komponiert, ob zu Mozarts Zeiten (in seinem Requiem finden Sie ein großartiges Dies Irae, ebenso bei Verdi) oder heute, – es muß kommen, da es im Inhalt eines Requiems verankert ist, desgleichen ist die Tonfolge festgelegt, also kodiert. Ein Musikhörer weiß sofort, -auch ohne Text (so taucht es z. B. als bekanntes Motiv in Berlioz‘ Sinfonie fantastique auf),- um den Inhalt aufgrund des zitierten Dies Irae, welches aus der mittelalterlichen Sequenz überliefert ist.

In der Literatur ist eines der berühmtesten Beispiele eines kodierten Werkes bei James Joyce zu finden. Im Ulysses übernimmt er die Technik des Epos, die Personen sind stereotyp und den Zuhörern bekannt. (Man mußte keinem in der Antike einen Agamemnon oder Achill erklären). Man braucht bei dieser Technik keine (lange) Exposition, die die Charaktere einführt, diese sind gesetzt.

Joyce führt keine einzige seiner Figuren im Ulysses auktorial ein; sie alle sind durch die Verwendung der Folie des homerischen Odysseus bekannt und dadurch gesetzt. Ein großer Reiz liegt nun natürlich in der Transposition der homerischen Heroen ins Dublin von 1904, mit all ihren nicht so heroenhaften Fehlern und Problemchen.

Noch komplexer finden Sie dies bei der Erzählung Caliban über Setebos von Arno Schmidt.

Somit hat jede dieser drei Künste, bildende Kunst, Musik und Literatur ihren eigenen semantischen Raum, um dies nun mal etwas deutlicher zu benennen.

Die Malerei hat kein Dies Irae, die (reine) Komposition kein Epos, und die Literatur hat keine Tonfolgen. (Proust kämpft damit, aber auch Beckett). Arno Schmidt muß sogar die Orthographie aufbrechen, um seine komplexen Kodierungen unterzubringen. (Joyce übrigens auch; schon beginnend im Ulysses, aber berühmt in seinem Finnegans Wake) und in München brandaktuell zeitgenössisch gerade zu sehen und zu hören und zu lesen bei Elfriede Jelinek.

Sprachen sind also als semantische Räume zu betrachten, eine übliche Benennung: die Sprache der Malerei, Sprache der Musik, die Sprache der Literatur.

Hier gibt es keine Schnittmengen, es sei denn, die Malerei fügt Wörter in ihre Bilder, die Musik vertont Sprache, die Literatur fügt Bilder ein oder Musik; Beispiele gibt es dazu genug.

Wir fügen in unserer Arbeit nun diese drei semantischen Räume (Sprachen) zusammen, wobei jeweils die Quelle für sich bleibt.

Bildende Kunst in Form des Bühnenaufbaus und der erscheinenden Bilder hat ihren Fundus in ihrer Sprache: kurzum, es wird zitiert: der Bühnenaufbau ist klassisch, über die Zitierung des Chores und eines Schauspielers (hier die Musen, in welcher Form sie auch immer auftauchen, und die Sängerin, bzw. der lesende Schauspieler). Eingespielte Bilder können nur als Zitate funktionieren, da wir weder die Zeit noch die Lust auf eine Exposition haben; des Saengers Phall entwickelt sich ja bei Arno Schmidt auf zwei deutlichen Folien, eine davon ist Orpheus (Saengers Phall) und eine ist Euripides‘ Backchen.

Wir zitieren noch Brechts episches Drama, usw…

Die Musik bleibt in ihrer schon in München aufgeführten Komposition; sie wird also nicht illustrativ eingesetzt, um eine bestimmte Stimmung für die Bühnenhandlung zu erzeugen, sondern sie bleibt genauso selbstständig wie die bildende Kunst und die Literatur, die ganz klassisch vorgelesen wird.

Zitate werde von den Zuschauern in unterschiedlicher Weise in Bezug gebracht, und der Inhalt wird ja nicht eindimensional erzählt, sondern mehrdimensional in der Gegenüberstellung verschiedener Zitate entwickelt. Diese Grauzone ist genau die Technik der Gesamterarbeitung der Arbeit.

(Letztendlich werden Artefakte gegen Artefakte gestellt, diese sind mehr oder weniger bekannt und können dadurch erkannt und inhaltlich zusammengestellt werden).

Was wir in unserer Arbeit aber machen, ist, daß wir genau diese Technik als Folie benutzen und nicht den Inhalt. Wir erzählen nicht, wir stellen dar. Unsere künstlerische Diskussion ist also das Ausloten der Möglichkeiten in einem vorgegebenen (und sehr engen) Korsett: Caliban über Setebos; dieses wird auch gebraucht, da es sonst beliebig wäre.

Man kann es an der kaskadenartigen Verarbeitung des Arno Schmidt Textes von Kathleen Furthmann sehen. Am Isolieren einzelner Wörter durch die Komposition von Reiko Füting, durch die Isolierung einzelner Bilder bei mir.

Ganze Sätze transportieren Inhalt, einzelne Wörter schon starke Bedeutungen, diese erzwingen Bilder durch ihre Bloßstellung, sind aber nahe dran, auch zu einem Laut zu werden; dieser wäre dann der Musik verwandter als der Literatur. (Als Beispiel eines sich gegeneinander Bestreitens).

Ein plakatives Beispiel ist das Wort Hiroshima: da gehe ich mal davon aus, daß man beim Hören oder Lesen dieses Wortes nicht zuerst an eine Sushi Bar denkt, es sei denn, man war mal dort, was auf einfache Weise die Mehrschichtigkeit einzelner Wörter aufzeigt.

Jeder von uns dreien arbeitet mit dieser Technik in seinem Bereich, seiner Disziplin, Sprache, seinem semantischen Raum – nennen wir es wie wir wollen; bei Saengers Phall bringen wir die Sprachen zusammen und öffnen dadurch die innere Struktur, machen also genau dieses sichtbar.

Allgemeines zur Arbeit

musiktheatralische Ausarbeitung von Kathleen Furthmann, Reiko Fueting und Michael Grossmann, a work in progress

Im Theater ist es möglich und notwendig, die innere Architektur der Kunst darzustellen und zu zeigen, so daß der Zuschauer an die Hand genommen werden kann.

Man gibt ihm eine Hilfestellung zum inneren Verständnis (Form / Architektur) der Literatur, der Musik und der bildenden Kunst, welches diese für sich nicht im Stande sind, zu leisten, da sich Kunst auf Kunst bezieht, sich also selbst reflektiert und sich nicht nach außen darstellt. Die Hermeneutk der Kunst wird also über die Form des Musiktheaters aufgebrochen.

Deshalb bearbeiten wir im „Sängers Phall“ die Form des Musiktheaters ausgehend von den reinen Formen der Kunst: Literatur (Kathleen Furthmann), Musik (Reiko Fueting), bildende Kunst (Michael Grossmann).

Text und Inszenierungsvorschläge

Textbuch Klio deutsch_01

Liebe Kathleen, zwei Anmerkungen / Ideen zu deinem Textbuch:

Wir sprachen ja schon drüber, ob und wie die 9 Musen erkundet und dargestellt werden können. Meine Vorliebe, mit Licht in der Hand die Bühne zu erkunden punktuell für den Zuschauer, lässt hier eine andere Idee zu: (und abstrahiert die Musen noch mehr)
Mit einer Livekamera:
a) hat diese auch immer ein Licht vorne dran und zeigt ausschnitthaft, was zu sehen ist, (oder auch nicht),
und b) man kann damit auch „rausgehen“, ähnlich der Quellendarstellung (Brecht) und den Effekt des sichtbaren Livedrehens auf der Bühne bringen, aber was scheinbar gefilmt wird soeben, ist vorbereitet und eine Einspielung, da hätten wir eine Öffnung nach aussen, die das ganze öffnen kann, und auch wieder verschließen, um die klaustrophobische Enge noch enger zu machen.
(Brecht und episches Theater find ich gut, vor allem auf einer dem griechischen Theater angelegten Bühnenidee).

Der Schatten, den du einleitend erwähnst, wäre dann der Kameramann.

Skizze folgt…

 

 

Konzeptnotizen

Saengers Phall … bis die Zeit ein Ende hat

musiktheatralische Bearbeitung

innere Struktur / Architektur sichtbar machen (vermitteln, öffnen, zeigen)

Innere Architektur von Komposition (Klaviertrio und Mezzosopran, Wort / Ton)
Innere Architektur von Bildmontagen (Bezüge, Artefakte, kollektives Gedächtnis)
Innere Architektur von Textbausteinen, Textdichtung

es fügt zusammen:

Raum – Bild / Klang

Aufbau Raum – Bild:

raumbild / raumkonzept

raumbild / raumkonzept

griechischer Chor (9 Musen)
Chorführer – Schauspieler (Aischylos Bote (Perser)) als Vorbote zu Chorführer – Schauspieler bei Euripides
Gelesenes wird über Band eingespielt

Klang / Raum – Bild

Klangfarben

Klaviertrio und Mezzosopran

gelesen: Schmidt + Furthmann (in NY englisch, in D: deutsch)
Band: Schmidt, Furthmann, Euripides (Bakchen) (NY: deutsch, griechisch, in D: englisch griechisch)
Chor: (9 Musen) griechischer Text

Text: Textbausteine werden isoliert zu Einzelwort / Silben / BuchstabeN
Bild

Wort und Text

einzelnes Wort wird bedeutend (Inhalt / Klang)
Text wird zu gestalterischem Mittel (Klangfarbe / Klangkomposition)

Komposition

Klangfarbe wird isoliert (solo), Klangfarbe Instrument wird isoliert (Inhalt / Klang)
zusammengestellt : tutti (Klangfarbe / Klangkomposition)

Bühne

(s. Skizze):
9 Musen (kein gesprochener Text)
9 Musen können Schauspieler / Chor sein (alle gleich)
9 Musen können Textlaufbänder sein
9 Musen können Projektionen musenbezogener Bilder sein
Chor als Element aufgelöst aber vorhanden / abstrahiert

Textbausteine lassen Musen erscheinen (jeweils einzeln, selten (nie?) tutti)

können tutti die Funktion des Chores übernehmen, gesprochener Text trotzdem vom Band

innere Architektur

Wiederholung ist das zwingende Element
the sun shone having no alternative on the nothing new
keine Entwicklung (weder in Musik noch Text noch Raum – Bildmontagen

Unterschied zwischen Textklang und Textinhalt und Klang und Bild ist die Isolierung des Wortes, die Wiederholung des Wortes, die Isolierung einzelner Raumkomponenten im Zeigen, die Isolierung des Klanges – Klangfarbe des Klaviertrios und Mezzosopran

dadurch fügen sich die drei semantischen Räume Komposition / Text / Bild zusammen